Medizinische Betreuung

Menschen, die Folter und Krieg erlebt haben, leiden oft an seelischen und körperlichen Beschwerden. Daher ist die medizinische Abklärung von Schmerzen und Unterstützung bei der Orientierung im Gesundheitssystem, psychiatrische Behandlung und Begutachtung von Folterspuren indikationsspezifisch Teil des ganzheitlichen Betreuungsansatzes von Hemayat.

Psychiatrische Behandlung

Eine medikamentöse psychiatrische Behandlung kann zur Milderung von Symptomen und zur Stabilisierung des Zustandes beitragen und sowohl als therapievorbereitende bzw. therapiebegleitende Maßnahme eingesetzt werden. Sie kann dazu beitragen die Intensität intrusiver Erinnerungsphänomene und depressiver Stimmungslagen abzuschwächen, die Angst zumindest tolerabel zu machen sowie die Schlafqualität zu verbessern. Die posttraumatische Belastungsstörung ist häufig von komorbiden Störungsbildern wie Depressionen oder Angststörungen begleitet, die auf eine medikamentöse Therapie gut ansprechen.

Unsere Psychiater*innen verfügen über Spezialwissen, was die Behandlung extremtraumatisierter Menschen sowie die Arbeit im interkulturellen Kontext betrifft. Für Überlebende massiver Menschenrechtsverletzungen, die sich in einer fremden Kultur zurechtfinden müssen, ist es schwer, Vertrauen aufzubauen. Daher bedarf es von Seiten der Psychiater*innen viel Geduld und Verständnis.

Um die vorhandenen Ressourcen des österreichischen Gesundheitssystems optimal zu nutzen und unsere Klient*innen langfristig in die Regelversorgung zu integrieren, hat Hemayat Kooperationen mit niedergelassenen Fachärzt*innen für Psychiatrie aufgebaut.

Allgemeinmedizin

Oft sind Klient*innen, die noch nicht lange in Österreich leben oder die deutsche Sprache noch nicht ausreichend beherrschen, mit dem hiesigen Gesundheitssystem durch die Sprachbarriere überfordert. Sie wissen nicht, wohin sie sich mit ihren körperlichen Beschwerden wenden können, sie erhalten Befunde, die sie nicht interpretieren können oder sie verstehen die behandelnden Ärzt*innen sprachlich nicht. Unsere Allgemeinmedizinerin klärt dolmetschgestützt auf, gibt Orientierung im Gesundheitssystem und vernetzt medizinische Angebote. So sollen Klient*innen langfristig gut im Regelsystem angebunden werden.

Folterbegutachtung

Folterspuren sind oft nur schwer nachzuweisen, können im Asylverfahren aber ein entscheidendes Gewicht haben, wenn es um die Feststellung der Schutzbedürftigkeit geht. In einem traumasensiblen Anamnesegespräch werden die Foltererfahrungen erhoben. In einem zweiten Schritt wird eine klinische Untersuchung durchgeführt. Je nach Indikation kommt unter anderem auch eine Knochenszintigraphie zum Einsatz, die verborgene Gewaltspuren ohne Knochenbrüche sichtbar machen kann. Die Untersuchung und Dokumentation der Folterspuren erfolgt nach dem von der UNO und der EU anerkannten „Handbuch zur wirksamen Untersuchung und Dokumentation von Folter“ (Istanbul-Protokoll).